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Birbynë
In Litauen gab es verschiedene Birbynenarten:
- Ðiaudelia (Stroh-Birbynë)
- Plunksna (Gänsefeder- Birbynë),
- Holz- Birbynë mit Gänzefeder-Mundstück,
- Weidenrinden- Birbynë,
- Erlen- Birbynë mit Mundstück aus Erlenholz,
- Holz- Birbynë mit trennbarem Mundstück,
- Holz- Birbynë mit angebundenem Schilfrohrblatt,
- Ziegenbock-Horn mit einsetzbarem Birbynen Mundstück,
- Ragelis (kleike) Holzbirbynë mit Tierhorn-Resonator.
Das Urbild der im Ensemble ,,Lietuva” gebräuchlichen
Birbynë ist Ragelis (kleiner Horn). Sein Rohr ist aus
Holz, 25-30 cm. Lang, mit 5-7 Grifflöchern und aufgebundenem
Blatt. Das Schallende ist ein Bocks-, Ochsen-, Kuh-
oder ein kleiner Ziegenbockhorn. Die Klangfarbe war
zweierlei: beim schwachen Blasen – sehr weich, angenehm,
dem Englischhorn ähnlich; bei starkem Blasen – scharf
und hell. Stimmumfang war von Hornlänge, Grifflöcherzahl
und ihrer Lage abhängig. Den besten Klang hatten die
Töne der ersten Oktave. Ragelis spielte verschiedene
Lieder- und Tanymelodien, Sutartinen und auch Improvisationen
,,tirliavimai” (Tirilieren).
Das Interesse für Birbynë, als ein potenzielles Instrument,
erwachte gerade um die Zeit, als es aus der Volksmusik
fast verschwunden war und seine Stelle der Klarinette
und Ziehharmonika abgetreten hatte. Birbynen wurden
nur von Hirten und alten Leuten angeblasen, die sich
gut an das Ende XIX Jh. Erinnerten, als es noch viele
Volksmusikanten gab, die auf diesem Instrument Tänye,
Sutartinen, Lieder und andere Melodien gespielt hatten.
In den 30-40 Jahren des XX Jh. Wurde Birbzne nur von
wenigen Enthusiasten-Ensembles der Volksmusik verwendet.
Um diese Zeit, mit der Anwendung des Instruments bei
Aufführungen der Musikwerke auf der Bühne, begann man
es allmählich zu vervollkommnen; es wurde diatonisch,
mit kleinem Dezima-Umfang und als solche wurde Birbynë
in das Orchester der Volksinstrumente aufgenommen.
Es war sehr schwer für Orchester geschriebene Volksliederund
Tanymelodien auf diatonen Birbznen mit c1-es2 Umfang
ausyuführen, da ihre technischen Möglichkeiten sehr
begrenyt waren. Bei weiterer Entwicklung der diatonen
Birbynë gelang es, neue Instrumente mit verschiedenem
Stimmumfang (in C, in D, in G) und sogar eine C-d1 Bass-
Birbynë und D-e Kontrabass- Birbynë zu konstrieren.
So entstand ein Birbynen-Ensemble, dessen Möglichkeiten
bedeutend grösser waren.
Doch bald stellte es sich heraus, dass auch diese Birbynen
den Anforderungen des Volksensembles nicht gerecht wurden,
weil man darauf die neuen Werke der litauischen Komponisten
mit Chromatik und Modulation, speziell für Volksensemble
geschrieben, nicht spielen konnte. 1950 haben der Volksinstrumentenbauer
P. Serva und der Konyertmeister des Volksensembles P.
Samuitis die hohen chromatischen Birbynen mit a-d3 Umfang
geschaffen.
So sehen die Entwicklungsetappen der Birbynë vom volkstümlichen
Prototyp bis zum Instrument des Volksensembles aus.
Die hohe chromatische Birbynë besteht aus drei Teilen:
einem Mundstück aus Ebenholz, einem Rohr aus Apfelbaumoder
Ahornholz, auf dessen Ende nach der Volkstradition ein
Kuhhorn angebracht ist. Die zehn Grifflöcher und nur
eine (Oktave) Klappe ermöglichen eine chromatische Tonreihe
von 2 ½ Oktave yu gewinnen. Halbtöne werden durch Fingersatzkombinationen
erzeugt. Das untere Birbynë-Register klingt weich und
voll und das mittlere erinneret an die Klangfarbe der
Klarinette oder Oboe.
1953 hat der Instrumentenmeister P. Kupièikas anstatt
einer diatonen Birbynë in G eine chromatische Tenor-
Birbynë mit H-h2 Umfang und eine chromatische Kontrabass-
Birbynë (statt diatoner) mit Fis-c1 Umfang gebaut. Die
Tenor- und Kontrabass-Birbynen ergänyen in den Birbynen-Ensembles
und Volksinstrumentenorchestern nicht nur das untere
Register, sondern sie besityen eine schöne Klangfarbe
auch als Soloinstrumente. Ihrem Aussehen nech ist die
Tenor- Birbynë der hohen Birbynë ähnlich, nur bedeutend
länger. Sie ist auch aus Holz, das Mundstück aus Ebenholz
und an diesem sind Saxophonblätter befestigt.
Das Rohr der Kontrabass- Birbynë wird aus Metall und
das Mundstück aus Ebenholz gemacht. Am Rohrende ist
ein grosser Horn angebracht. Beim Blasen hängt sie sich
der Spieler an den Hals wie ein Saxophon oder Fagott.
Diese Birbynë hat zwei Register – das untere, dem Kontrafagott
und das obere – der Klarinette ähnlich.
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Daudytës
Im nordöstlichen Litauen, um die Städte Birþai und
Vabalininkas, wurden am Anfang unseres Jahrhunderts
Musikinstrumente gebraucht, die Daudytës bezeichnet
werden. Das sind gerade Holzröhren von 140 – 150 cm.
Länge, auf denen je zwei Bläser Sutartinen vortrugen.
Von Ragai unterscheiden sich Daudytës dadurch, dass
jede von ihnen 4 – 5 Töne hervorbringen kann.
Daudytës wurden ebenso wie Trimitai aus Eschenholz angefertigt.
Ein Eschenholzstückhnitt von 15 cm. Durchmesser wurde
solange geschnitzt bis zwei Drittel seiner Gesamtlänge
nur 3 – 4 cm. stark blieben und das andere Ende allmählich
in die Breite ging. Danach wurde dieses Holzstück der
Länge nach in zwei Teile gespaltet und ein Loch, oben
1 cm. und unten 10 – 12 cm. weit, ausgehöhlt. Die Wandungen
betrugen 1 – 1,5 cm. Danach wurden beide Teile weider
zusammengefügt und mit Birkenrinde festumwunden. Am
dünneren Ende wurde ein Mundstück angebracht.
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Lumzdelis
Lumzdelis (Blockflöte, Pfeife) – in Litauen ein weitverbreitetes
Blasinstrument. Meistens wurde es von Hirten angefertigt
und gespielt. Bei festlichen und anderen Anlässen des
Volkslebens haben es auch ältere Menschen angeblasen.
Lumzdeliai wurden aus Weidenrinde und aus Holz angefertigt.
Die Rinden-Lumzdeliai wurden meistens im Flühling gemacht,
aber sie waren unpraktisch und vertrockneten bald. Die
Holz-Lumzdeliai wurden aus dem Stamm einer jungen Esche
geschnitzt, mit einem eingebohrten oder eingebrannten
Längsloch von 1,5 cm. Länge versehen. Die gesamte Instrumentenlänge
beträgt 20-30 cm.
An der oberen Seite sind 3-8 Grifflöcher angebracht,
die beim Blasen von den Finger beider Hände gedeckt
werden. Die Klangfarbe ist sanft – der kleinen Flöte
ähnlich. Die unteren Töne klingen ziemlich liese, die
oberen – sind sehr hell. Jedes Griffloch erzeugt je
zwei Töne – einen Grundton und, beim starken Blasen,
einen um eine Oktave höheren Ton. Sein Stimmumfang -
c1 - f 4.
Die Volksweisen der Lumzdeliai-Spieler haben sehr viele
Ornamente und Verzierungen.
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Oþragis
Oþio Ragas (Oþragis) (Ziegenbockhorn) wird aus 30
– 40 cm. langem Horn eines Ziegenbocks konstruiert.
Sein Inneres wird gesäubert, das spitze Ende abgeschnitten
und ein Mundstück geschnitzt. An der Seite, dem dickeren
Ende zu, werden 3 – 5 Grifflöcher eingebrannt, mit deren
Hilfe 4 – 6 Töne gewonnen werden. Sein Anblasen verlangt
eine grosse Kraft, aber darum ist sein Klang sehr stark
und weit zu hören.
Oþragis ist ausnahmslos ein Instrument der älteren Hirten
und Schäfer und war als solches im ganzen Litauen weitverbreitet.
Nach den mündlichen Überlieferungen der alten Leute
hat man dieses Instrument am Ausgang des XIX Jh. Bei
den Hochzeiten und anderen Iustigen Gelegenheiten in
den Orchestern der Dorfmusikanten zusammen mit Ziehharmonika,
Giege und Trommel gehört.
Sein Repertoire besteht aus einzigartigen speziellen
,,Tirliavimai” (Tirlieren) und einer kleinen Zahl Lieder
und Tanzmelodien. Seiner Musik sind schnelles Tempo
und eine biegsame, abwechslungsreiche Melodie charakteristisch.
Zu erwähnen sind: ,,Piemenëliø marðas” (Hirtenmarsch),
Melodie, um die Kühe von der Weide zusammenzurufen,
,,Ðeimininkës aplojimas” (Anschwärzung der Bauernfrau)
u. a.
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Ein Satz der Holztrompeten
Grosser Beliebtheit erfreute sich auch ein anderes
Instrument aus der Trompetengruppe – Ragas (Horn). Seinem
Äusseren nech ist es der Trompete (Trimitas) ähnlich,
aber sein Klang unterscheidet sich wesentlich von dem
ihren. Die Trompete wird gewöhnlich von einem Spieler
angeblasen, während Ragas ein Gruppeninstrument ist.
Ragai wurden ebenso wie Trimitai aus hartem Material
– Eschen-, Sal-Weiden-, Ahorn-, Ulmen-, oder Birkenholz
hergestellt. Sie waren 50-100 cm. lang und am dünneren
Ende mit einem Mundstück versehen. Einige Instrumentenmacher
formaten sie aus einem gebogenen Holzstück, damit sie
mehr einem Tierhorn ähnelten. Formen mit Grifflöchern
an der Hornwand kommen auch vor.
Eine komplette instrumentengruppe bilden 4-5 Hörner.
Jedes von ihnen hat nur einen Ton. Die langen Exemplare
haben je ywei Töne in Quintenhöhe.
Ihre Tonhöhe ist von der Instrumentenlänge abhängig.
Sie werden in der gleichen Weise wei Skuduèiai gestimmt,
indem ihre Spieler eine sehr gut bekannte Melodie anblasen
und so die Stimmung der Instrumente prüfen.
Ebenso wie Trimitai wurden Ragai im Altertum bei verschiedenen
festlichen Anlässen verwendet. Später erschienen sie
auch im Alltagsleben der Bauern. Sie wurden auf der
Weide, zu Pfingsten, am Johannis- und Petritag, bei
Heu- und Roggenernte, bei gemeinsamer Arbeit und ähnlichen
Gelegenheiten angeblasen. Sonnabends oder an Feiertagsabenden
pflegten die Hornbläser ans Ende des Dorfes oder vor
die Scheunen zu gehen und von dort ihre Hörner erklingen
zu lassen. Und aus der weiten Ferne antworteten ihnen
die Hörner der anderen Dörfer.
Das Ragai-Repertoire ist dem der Skuduèiai ähnlich.
Darauf vorgetragene Musikstücke hatten eigentümliche
Bezeichnungen, z. B. ,,Untytë” (Entlein), ,,Katë” (Katze),
,,Ridikas” (Rettich) u. a.
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Skuduèiai
Skuduèiai (Panpfeife) – ein altes Feldmusikinstrument
– war im XIX Jh. Noch ziemlich weit bekannt. Mit dem
Anfang des XX Jh. Aber begann es das Feld zu räumen
und blied nur im Nordlitauen, im Lande der Sutartinen,
in der Umgebung solcher Städte wie: Birþai, Vabalininkas,
Pandëlys und Kupiðkis etwas länger erhalten. Früher
war es in viel grösserem Raum bekannt - in der ganzen
Aukðtaitija (Oberlitauen). In der Þemaitija (Niederlitauen)
und Suvalkija hat man es nicht angetroffen.
Skuduèiai – eine komplette Anzahl lochloser, eigenartig
gestimmter Röhrchen von verschiedener Grösse, die von
mehreren Menschen zugleich angeblasen werden.
Skuduèiai werden aus jungem Eschenholz 2-3 cm. Dick
und 7-15cm. Lang angefertigt. An einem Ende wird ein
längliches Loch eingebrannt oder eingebohrt, die Wandungen
betragen 2-3 mm. Und der Boden 2-3 cm. Das offene Ende
ist von beiden Seiten schräg abgeschnitten und zu einem
Mundloch geformt: Skuduèiai wird vertikal, das Mundloch
an der Unterliooe, angeblasen.
Skuduèiai haben alte und eigenartige Traditionen des
volkstümlichen Spiels. Ihre Garnitur wird nicht zusammengebunden
und sie werden nicht von einem Spieler sondern unbedingt
von einer Menschen-Gruppe zugleich angeblasen Auf diese
Weise entsteht eine einzigartige vielstimmige Musik
mit Sekunden-Harmonie.
Auf diesem Instrument werden spezielle kleine Werke
gespielt und es wurde auch zur Begleitung des Sutartinen-Gesangs
oder anderer Instrumente benutzt.
Die alte Skuduèiai-Musik ist ausnahmslos die Musik des
Sutartinen-Typus. Sie ist auf Sekundzusammenklängen
begründet und besteht aus der Wiederholung 1/7–1/8 rhythmischer
Figuren. Ihr Metrum ist meistens 2/4. Obwohl das wichtigste
Element der Skuduèiai-Musik die auf Skznkopen begründete
Rhythmik ist, ist diese Musik in melodischer Hinsicht
mannigfalltig und reich und der Melodik vom Volke gesungener
Sutartinen nahverwandt.
Vor ihrem Auftreten teilten die Skuduèiai-Spieler diese
Instrumente so untereinander, dass jeder einige Stücke
von verschiedener Tonhöhe in der Hand haben konnte.
Bei einhaltung desselben Rhythmus und streng vorgesehener
Pause und rhythmischer Figuren, liessen die Spieler
eine ausdruckvolle mehrstimmige Musik erklingen.
Vor dem Spiel einer gut bekannten Melodie wurden Skuduèiai
gestimmt. Das machte man nach dem Gehör in grossen und
kleinen Sekunden. Wenn man den Ton erhöhen wollte, so
wurden in das Innere des Röhrchens Erbsen, kleine Steinchen
geworfen, oder Wachs getropft. Wenn aber sein Ton niedrig
sein sollte, so wurde sein Boden durchbohrt. Später,
schon im Bühnengebrauch, wurden Skuduèiai mittels Verschiebung
eines beweglichen Decke gestimmt. In das Orchester des
Volksensembles wurden Skuduèiai 1940 eingegliedert und
mit Birbznen und Kankles zusammen bildeten sie eine
der wichtigsten Instrumentengruppe.
Zu einem wichtigen Bestandteil des Volksinstrumentenorchesters
wurden sie aber dank ihrem ausdruckvollen Klang, der
allen Ensemble-Konzerten ein besonderes Kolorit verlieh.
Ausserdem verdanken sie als ein perspektives Bühnen-Volksinstrument
ihre Popularität den Enthusiasten dieser Musikart.
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